Pressemeldung Feedback und Erfolg
Pressemeldung Feedback und Erfolg

Ich schmunzle, als ich die Überschrift „Feedback macht erfolgreich“ über einer Pressemeldung lese. Wohlgemerkt nicht über irgendeiner Pressemeldung, nein, es geht um eine, die mir ausgedruckt und per Schneckenpost zugeschickt wurde. Vermutlich, um mir ihre Wichtigkeit anzuzeigen. Leider verfehlt dies bei mir sein Ziel. Vielleicht, so denke ich, hilft mein Feedback dem Absender, erfolgreicher zu werden:

Was bei Pressemitteilungen gar nicht geht

  1. Wer Pressemeldungen verschickt, sollte sich an seiner Zielgruppe ausrichten, genau wie Journalisten das auch tun: Ich schreibe nicht über Karriere- und Managementthemen. Nach dem Gießkannenprinzip alle Journalisten mit einer Pressemitteilung zu beglücken, ist sicherlich nicht der richtige Weg. Viel hilft nicht immer viel. Welchen Fokus ich bei meiner Arbeit habe, lässt sich schnell meiner Homepage entnehmen. Von Presseabteilungen erwarte ich, dass sie sich erst darüber informieren, ob ihre Meldung für mich relevant sein könnte, bevor sie mich damit zumüllen.
  2. Eine Pressemeldung per Briefpost verschicken – muss das sein? Ich habe nur die Überschrift gelesen, und das gute Stück dann in den Papiermüll geworfen. Das Geld für das Kuvert, das Papier, die Briefmarke und den verbrauchten Toner hätte man genauso gut zum Fenster rausschmeißen können. Ich bin nicht die Zielgruppe für Karriere- und Managementthemen – egal, ob sie per Mail oder als Brief kommen.
  3. Hätte das Unternehmen irgendetwas Interessantes zu sagen, würde ich ihm sicher bei Facebook oder Twitter begegnen. Hier gilt wieder einmal:“Wenn die Nachricht wichtig ist, wird sie mich schon finden“. Im Gegenzug wird eine Nachricht nicht nur deswegen wichtig, weil sie mir auf Papier ausgedruckt zugeschickt wird.

Ein Update

Pressemitteilung "Erfolg" - ein Update
Pressemitteilung „Erfolg“ – ein Update

Hurra, mein Blog wird gelesen. Und zwar auch noch von der PR-Agentur, die Auslöser für meinen Artikel zum Thema „Feedback macht erfolgreich“ war. Besagte Agentur hatte mir nämlich auf Papier und per Schneckenpost eine PR-Meldung geschickt, deren Thema nicht in mein Portfolio passt. Für mich war das Grund genug, Feedback in Form eines Blogeintrags zu geben – allerdings ohne die Agentur namentlich zu erwähnen. Ich will ja niemanden an den Internet-Pranger stellen.

Jetzt habe ich – ganz Web 1.0ig – eine Mail von der Agentur bekommen, statt eines Kommentars zum Blogbeitrag:

Feedback zum "Erfolg"-Post
Feedback zum „Erfolg“-Post

Das finde ich, ganz ehrlich gesagt, ziemlich gut. Denn wenn sich jemand die Zeit nimmt, mir auf meinen Blogbeitrag zu antworten, kann selbiger ihm nicht ganz egal gewesen sein. Etwas amüsant: Jetzt weiß ich, welche PR-Agentur hinter der Meldung steht. Da ich nur die Überschrift gelesen hatte, war mir der Absender entgangen. Dafür habe ich mir jetzt seine Homepage angesehen. Keine Hinweise auf eine Social Media Präsenz, die Homepage sieht sehr nach Ende des letzten Jahrhunderts aus, das Layout passt sich nicht ans Smartphone an. Jetzt wundert mich nicht mehr, dass ich eine PM per Schneckenpost bekommen habe. Was mich aber wundert ist, dass sich eine PR-Agentur die Chancen entgehen lässt, die Social Media bietet. Und sei es nur zum eigenen Markenaufbau im Netz.

Natürlich habe ich auf die ausführliche Mail geantwortet:

Ich habe mich sehr über Ihre Zeilen gefreut, sind sie doch ein Zeichen, dass mein Blog gelesen wird. Jetzt weiß ich auch, wer hinter der PM steht, ich hatte sie zugegebenermaßen nicht gelesen – mit Ausnahme der Überschrift.

2007 hatte ich also ein Gespräch mit Herrn XXX, schreiben Sie mir. Das ist sieben Jahre her. Sieben Jahre, in denen sich die Journalistenwelt weitergedreht hat. Viele Redaktionen wurden geschlossen, Kollegen entlassen, Zeitungen und Zeitschriften ein- oder auf rein digital umgestellt. Und das Rad dreht sich weiter.

Dafür haben wir seit etwa acht Jahren YouTube und Facebook, seit etwa sieben Jahren Twitter. Unser Gespräch hat also zu einer Zeit stattgefunden, als Social Media gerade geboren war. Seit dieser Zeit haben sich diese Kanäle in der Kommunikation mit Journalisten etabliert. Besonders gut macht das beispielsweise die Kanzlei Wilde Beuger Solmecke. Aber auch andere Unternehmen interessieren sich dafür, wie man Social Media sinnvoll einsetzt – beispielsweise das Netzwerk Second Hand vernetzt, das mich bereits zum zweiten Mal um einen Workshop zum Thema gebeten hatte, und auf das Sie in Ihrer Mail Bezug nehmen. Falls Sie Interesse daran haben, komme ich natürlich auch gerne nach München, um Ihnen diese Thesen näher zu erläutern.

Interessant finde ich, dass sich bei Ihnen jemand die Mühe gemacht haben muss, meine „neue“ Adresse herauszufinden. Ich bin unter dieser hier nämlich erst seit 2008 erreichbar. In diesem Zusammenhang hätte ein Blick in mein Portfolio gereicht, um zu sehen, dass sich auch meine Welt deutlich weitergedreht hat und Karriere & Managementthemen nicht mehr in mein Portfolio gehören. Ich habe früher übrigens für eine ZDF-Fernsehsendung gearbeitet, bei der jährlich alle Journalistenkontakte angerufen wurden. Man fragte dort nicht nur, ob die Themen noch interessant sind, man glich so auch die Kontaktdaten ab. Das nur nebenbei.

Was Journalisten doof finden
Was Journalisten doof finden

2011 bat mich eine PR-Agentur aus Frankfurt um einen Vortrag zum Thema „Spannungsfeld Journalismus & PR“. Ich habe damals in meinem Netzwerk gefragt, was Journalisten prima an PR-Agenturen finden, und was sie doof finden. Die Ergebnisse sind in keinster Weise repräsentativ, aber vielleicht doch für Sie interessant.

Ich danke Ihnen, dass Sie mich aus Ihrem Verteiler gelöscht haben. Und ich wünsche Ihnen viel Erfolg (Ergänzung hier: auf Ihrem Weg) in die Welt des Web 2.0 und von Social Media.

So. Und jetzt bin ich gespannt, ob aus diesem Gedankenaustausch eine weitere Brief- oder Mailfreundschaft entwickelt.

Wenn Pressemitteilungen ihr Ziel verfehlen
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5 Kommentare zu „Wenn Pressemitteilungen ihr Ziel verfehlen

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  • August 23, 2018 um 9:32 am Uhr
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    Klingt irgendwie nach dem altbekannten Frauenproblem: Der Traumprinz darf natürlich vorreiten – immer, egal ob bei Tag oder Nacht.
    Die Annäherung eines „unpassenden“ Mannes aber wird entweder mit Ekel, Empörung, Aggression beantwortet – manchmal auch weinerlich in einem Beitrag zu #metoo. (Das gleiche Selbstmitleid, das jetzt aus #metwo herausmieft.)
    Männer sind da insgesamt wohlwollender. Weil sie dem edleren Geschlecht angehören? Nein, weil sie mit Frauen umgehen müssen, irgendwie.

    Antworten
    • August 23, 2018 um 9:38 am Uhr
      Permalink

      Hallo Joachim,
      in diesem Beitrag von 2013 geht es in keinster Form um Geschlechterfragen, sondern um Professionalität im Beruf. Dementsprechend bitte ich dich, von weiteren unpassenden Kommentaren Abstand zu nehmen. Solltest du dagegen etwas zum Thema beizutragen haben, dann sind deine Kommentare natürlich weiterhin willkommen.
      Viele Grüße
      Bettina

      Antworten

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